Literaturgottesdienst „Warten auf Godot“ am 14.3.2021 in der Klosterkirche Nikolausberg
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Aus.Klang Abendgottesdienst "Guter oder schlechter Wein" vom 28.02.2021 in der Klosterkirche Nikolausberg
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Es ist ein wundervoller Herbstmorgen. Meine Frau und ich gehen durch das Tor von Kientzheim, dem Städtchen im Elsass. Vor uns liegen die sanften Hügel, bewachsen mit Wein. Ein großer Garten Gottes, Weinberge, so weit die Blicke reichen. Mauern aus altem Stein bilden die Terrassen, auf denen die einzelnen Felder fest stehen. Die Mühe und die Frucht der Arbeit der Menschen, die hier in Generationen Wein anbauen. Strukturen geschaffen. Felder am Hang angelegt. Berauschender Blick. Hier und dort ein kleines Häuschen, früher zum Ausruhen für den Weingärtner, fürs Gerät. In einzelnen Feldern ist der Wein noch nicht geerntet. Kräftige Trauben, rot-blau, hängen dicht an dicht. Ich nehme mein Taschenmesser, schneide eine Traube ab. Meine Frau und ich genießen den frischen Saft und gehen weiter. Wir halten an bei der jungen Frau, die gekonnt die Stöcke für den Winter vorbereitet, die jungen Triebe fallen auf den Boden. Sie erklärt uns die Kunst des Weinbaus. Die Mittagsglocke vom Dorf in der Ferne läutet.
„Wohlan, ich will singen ein Lied vom Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte“.
Zum Abendessen fahren wir nach Riquewihr, dem malerischen Weinstädtchen hinter den Hügeln. Gleich hinter dem Stadttor stehen die großen Anhänger voller Trauben. Sie fließen über große Laufbänder in die Kelterei. Berge von Trauben. Wir gehen durch die fachwerkgesättigte Hauptstraße. Das Lachen und das Echo lebendiger Gespräche schallt aus den Restaurants. Wir kehren ein. Ein Zweier-Tisch ist noch frei. Flammkuchen, der Gewürztraminer veredelt die Speise. Vom Weinstock zur Kelter zum Restaurant. Pralles Leben. „Dass der Wein erfreue des Menschen Herz“. Kultur, solange es Menschen gibt auf dieser Erde. Pflege der Lebenslust. Gäste im Nebenraum singen. Lieder vom Wein. Ich erinnere sie, wir haben sie selbst in Ostfriesland gesungen. „Wenn das Wasser im Rhein goldener Wein wäre“. „Trink, trink Brüderlein, trink“. Kröver Nacktarsch, Gimmeldinger Meerspinne, Amselfelder. Ich will singen ein Lied vom Weinberg. Der Prophet steht auf dem Marktplatz und singt sein Trinklied, die Leute summen mit.
Wie geht es uns gut! 70 Jahre keinen Krieg, wachsender Wohlstand, Freiheit, wir sind gesund, manche schon sind geimpft, die anderen werden folgen. Guter Boden entwickelt. Demokratische Ordnung. Ein Zaun drum herum, das Grundgesetz, die Zehn Gebote. Sie schützen die Freiheit, das sie nicht durch Krieg der Generationen, Mord, Untreue, Diebstahl und Lüge gefährdet ist. „Mein Freund hatte einen Weinberg auf fetter Höhe“. Plötzlich stürzt sein Lied ab. „dass er gute Trauben brächte, aber er brachte schlechte“. Zu nichts nütze. Schlechter Jahrgang, schlechter Wein, gar kein Wein. Plötzlich verändert sich in Vers 3 das Subjekt. „Richtet zwischen mir und meinem Weinberg“. Der Freund, der Weinbergbesitzer ist Gott selbst. Er hat die Nase voll.
Er überlässt den Weinberg sich selbst. Der Boden nicht durchlüftet. Dornen und Disteln werden die jungen Triebe ersticken. Die Zäune eingerissen. Regen bleibt aus, selbst die ältesten Weinstöcke überleben es nicht und vertrocknen. Er wird in den folgenden Versen konkret, was da wüst liegt. Der Gemeinsinn ist verwahrlost.
„Weh denen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke“. Da verdient ein Abgeordneter am Verkauf der Masken 600.000 €. Hatten Sie das für möglich gehalten?
„Weh denen, die Männern Rauschtrank mischen“. Da finden sie diese Woche in Hamburg 16 t Heroin, Marktwert über 1 Mrd. Bauern pflanzen es an in Ecuador, Bolivien, um zu überleben, Verbrecher verdienen daran. Menschen unter uns brauchen es, um zu überleben. „Weh denen, die Unrecht herbeiziehen in Stricken der Lüge“ Das ganze Finanzsystem der Spekulation ist auf Pokern, Bluffen und Lügen aufgebaut und hat die Kultur des Kredits, des Vertrauens verwüstet.
„Weh denen, die ein Haus zum anderen bringen“. Die Mieten in der Stadt steigen, Geschäfte stehen leer, die Vermieter schreiben es steuerlich als Verlust ab.
„Weh denen, die mit aufgerecktem Hals, mit lüsternen Augen trippeln und haben kostbare Schuhe an ihren Füssen.“ Welcher sündhafte Reichtum wird zur Schau getragen, wie nimmt die Zahl der Armen zu. Kinder ohne Bildung, verwahrlost im Land der Schampus-Genießer. Das Recht wird unterlaufen mit Hilfe anonymer Konten auf den Jersey- und Kaiman-Inseln. Ich wartete auf Rechtsspruch und siehe, da war Rechtsbruch.
Corona hat da alles verstärkt, was schon da war. Und wir trauern unserem schönen Weinberg nach. Und warten letzten März auf den Mai. Im Mai auf den Sommer. Im November auf den Januar, auf den März, nächsten Mittwoch warten wir auf Ostern. Morgen früh wird es nur Locken down heißen, weil die Friseursalons wieder öffnen. Und Ostern warten wir auf den Sommer. Und sind müde und wund gerieben. Weil wir keine Vision eines anderen Lebens haben. Weil wir auf die Wiederkehr des Vorherigen warten, hoffen. Wir haben noch keine Sprache für die Situation gefunden. Sprache hilft immer auch zur Bewältigung. Bisher reden wir von neuer Normalität, von 7-Tage-Inzidenz, FFP2-Masken, Ausgangsbeschränkungen, Durchfeuchtung, Immunausweis, Systemrelevanz, Zwangs-Impfung, AHA-Regel, Eindämmungsmaßnahmenverordnung. Alles hässliche Worte, nur Lockerungen gefällt mir, das kenne ich aus der Gymnastik. Alle Worte ohne Poesie. Das Dilemma ist ja auch nicht poetisch. Ja, es kommt, sagt der Chefredakteur der ZEIT, die Besserung und fügt an: „Und wenn nicht“? Die Theologen haben keine Antwort. Die Philosophen quälen sich immerhin. Das stolze autonome Individuum ist gekränkt und verunsichert. Hätten Sie im letzten Februar noch gedacht, dass wegen der drohenden Überlastung von Intensivstationen ganze Wirtschaftszweige still gelegt werden? Sind wir auf dem Weg, unsere individuellen Eigeninteressen zu verlassen? Der Philosoph Bruno Latour schreibt letzte Woche: Der Weg nach Corona wird nicht von der Politik und den Experten gezeichnet werden, sondern von der Zivilgesellschaft, also von unserem Engagement, unserer Einsicht, unserem Gemeinsinn. „Kein freies Herumschwirren im grenzenlosen Horizont individueller Mobilität“. Als wären die Grenzen nur dazu da, sie zu durchbrechen. Nein, Grenzen markieren unsere Freiheit, schützen sie. Der Weinberg ist umzäunt. Wir müssen wieder mit der Natur rechnen, nicht gegen sie. Vier Konsequenzen sagt der indische Philosoph Partha Dasgupta. Weniger konsumieren. Weniger Kinder. Ressourcen der Natur mehr nutzen. In Naturschutz investieren. Anderes Verhältnis zum Tier entwickeln. Wir sind stolz, dass wir individualistisch gesinnt sind, ja, das haben wir der Aufklärung im 18 Jh. zu verdanken. Leben in Freiheit und Verantwortung. Nur, unsere Lebenswelt verwechselt das mit „privat“. „Privare“, lateinisch, bedeutet „ausrauben“. Wir verhalten uns privat. Gemeinsinn ist nötig. Gesunder Menschenverstand, wir haben doch alle Lebenserfahrung.
Hannah Arendt sagt: An der Stelle des anderen denken. Gemeinsinn entsteht durch gemeinsames Handeln. Ihr Feind ist die Lüge.
Der Gott, der den Weinberg verwahrlosen lässt, der ist verstörend. Wer liebt, dem ist die Enttäuschung umso größer.
Jesus kannte seinen Propheten Jesaja auswendig. Er zitiert ihn oft. Er nimmt das Bild auf. Denn 600 Jahre später hat sich nichts geändert. Er erzählt die Geschichte von den Weinbergpächtern. Sie bringen die Boten um, als sie den Anteil von den Früchten holen wollen. Den ersten, den zweiten, den dritten, da schickt er seinen Sohn. Den bringen sie auch um. Jesus, Sohn Gottes. Was macht er? Er sammelt sich 12 einfache Kerle, dazu viele Frauen, sagt wie Leben gelingen kann. Er teilt mit ihnen den Kelch, gefüllt mit der Frucht des Weinstocks. Selbst der verlorene Judas darf mittrinken. Und dann schickt er sie auf den Weg. Den Weg des Gemeinsinns.
Ihre Nachfolger sind wir. Wer sonst, wenn nicht wir. Geschrei über Schlechtigkeit, das können wir uns sparen.
Undenkbar, wir kommen im Herbst wieder nach Kientzheim und alle Weinhänge und -felder sind verwüstet. Undenkbar. Nein, wir leben uns zum Heil und dem Nächsten zum Wohl.
Die Kirchengemeinde in Herberhausen lädt zu einem offenen Gottesdienst in Form eines Rundganges mit verschiedenen Stationen in ihre Kirche ein. Für Nikolausberger ist die Zeit von 15-16 Uhr vorgesehen. Jede/r ist herzlich eingeladen - bitte melden Sie sich unbedingt unter folgenden Telefonnummern an: 21776 (Ursel Friedrichs) oder 24014 (Sabine Karbe-Potthoff). Einen Fahrdienst wird es aus gegebenem Anlass nicht geben. Weiterhin wissen wir auf den Fernsehgottesdienst zum WGT um 19 Uhr hin: er wird auf Bibel TV und online unter www.weltgebetstag.de übertagen.
Um zuhause mitfeiern und auch -singen zu können liegen ab Anfang März Gottesdienstordnungen in der Nikolausberger Kirche aus. Dazu Spendentütchen. Da in diesem Jahr eher virtuelle Gottesdienste stattfinden, bittet das WGT-Komitee dringend um Spenden für die aktuellen Projekte – bitte nutzen Sie die Spendentütchen und werfen sie anschließend im Gemeindehaus in Nikolausberg ein!
Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Weltgebetstag und grüßen Sie herzlich!
Am 28.August 1960 stellt der Franziskanerpater Berthold B, ein Priester deutscher Herkunft, beim lateinischen Patriarchen von Jerusalem einen Antrag. Man möge ein förmliches Verfahren einleiten mit dem Ziel, Judas selig zu sprechen. Seine Beweisführung war einleuchtend. Wenn durch den Kreuzestod Jesu von Nazareth das Heil in die Welt gekommen sei und die Menschen von der Macht der Sünde erlöst, dann müsse ein Mensch doch dafür sorgen, dass Jesus gekreuzigt wird. So erzählt Walter Jens in seinem Buch „Der Fall Judas“. Recht hat er. Wie kann man Judas dann zu einem Verräter abstempeln. Und wie können Christen darauf einen ganzen Holocaust gut heißen.
Der argentinische Schriftsteller Luis Jorge Borges geht noch weiter. In seinen „Drei Fassungen des Judas“ sagt er: Jesus hat nur einen Nachmittag gelitten. Judas leidet bis zum Ende der Geschichte, ist er diffamiert. Deshalb ist er die eigentliche Fleischwerdung Gottes. In seiner Verworfenheit und Einsamkeit. Ein starkes Stück.
Die Evangelien sehen das anders. Sie werden in einer Zeit geschrieben, als die jüdische und die junge christliche Gemeinde Gegner, ja Feinde waren. Über dies trägt er den Namen seines Stammes der Juden, die anderen kommen aus Galiläa.
Matthäus sagt, er bietet seinen Verrat gegen Geld an. Niederträchtige Gründe. Bei Markus bieten die Hohepriester Geld an. Lukas bestätigt das und sagt, der Satan sei in ihn gefahren. Judas war der Kassenwart der Jüngergruppe. Deshalb wird er auf alle Darstellungen als Verschlagener mit dunklem Gesicht mit dem Geldbeutel dargestellt. Geldgier, das versteht jeder. Am stärksten ist Johannes in der Deutung der Tat des Judas. „Da fuhr der Satan in ihn“. „Was du tust, das tue bald“. „Und er ging hinaus und es ward Nacht“. Judas verschwindet in der Dunkelheit und Jesus sagt zu den Elfen: „Jetzt wird der Menschensohn verherrlicht werden“. Judas, vom Satan getrieben, vollendet das Heilswerk Gottes durch Jesus. Auch ein starkes Stück.
Judas, der Verräter. Er ist schuldig gesprochen bis heute. Obwohl, was ist Schuld? Schuld ist, wenn du jemanden schädigst. Sie hätten Jesus auch ohne Judas gefunden und umgebracht. Schuldig? Was ist Schuld? Die Juristen markieren drei Schritte in ihrer Feststellung einer Schuld. 1)Straftat 2) Rechenschaft, also Vorsatz oder mildernde Umstände 3)Strafe. Das ist der Außenaspekt. So schützt sich eine Gesellschaft durch Rechtsprechung. So war der Verrat an die Stasi in der DDR übrigens nicht strafbar.
Aber es gibt den Innenaspekt der Schuld. Und der ist ungleich schwerer. Der große jüdische Schriftsteller Amos Oz verarbeitet das in seinem Buch „Judas“. Judas sieht Jesus sterben und bereut. „Ich habe ihn nach Jerusalem getrieben. Er wollte nicht. Am Ende hat er es getan. Ich dachte, in der Stadt vor den Mächtigen wird er seine Kraft beweisen und das Reich Gottes errichten“. Aber er hat es nicht getan. Ich bin schuldig, sagt Judas. Ja, ich fühle mich schuldig. Obwohl das Gesetz es nicht sagt.
Sich schuldig fühlen. Wann hast du dich das letzte Mal schuldig gefühlt? Sicher nicht selten. Es gibt in unserem christlichen Glauben eine Bewältigung. Ich bereue, ich bekenne. Bitte, entschuldige mich. Übrigens, achten Sie mal drauf: Die meisten sagen, ich entschuldige mich. Das ist Quatsch. Ich kann mich nicht selbst entschuldigen für eine Fehltat. Das muss der Geschädigte tun. Gott spricht frei. Sich selbst verurteilen, quält. Ich krieche in das Urteil Gottes über mich, sagt Luther.
Judas hat niemanden, den er bittet. Deshalb quält er sich. Und –so Matthäus- erhängt er sich.
Die Gegenfigur, nicht nur bei Johannes, ist Petrus. Er ist genau so leidenschaftlich wie Judas. Niemand zwingt ihn zu versprechen, Jesus niemals zu verleugnen. Er bekennt es aus freien Stücken. Und dann, als es brenzlig wird, dort im Hof bei den Mägden und Knechten: „Bist du nicht einer von ihnen“, da sagt er: „Ich kenne den Menschen nicht“. Sein Leugnen ist keine Straftat, auch keine Schuld. Er schädigt ja Jesus nicht, der ist ja schon verhaftet.
„Und er ging hinaus und weinte bitterlich“. Er schämt sich. Scham ist etwas anderes als Schuld. Scham geschieht in der Öffentlichkeit. Öffentlich bekennt er seine Treue und in der Öffentlichkeit der Mägde bricht er sie. Er ist bloß gestellt. Hat sich selber bloß gestellt. Über Scham steht nichts im Gesetzbuch. Ist aber schwerer zu bewältigen als Schuld.
Ein Exkurs: Wir haben in unserer westlichen Lebenswelt eine Schuldkultur, aber keine Schamkultur. In Afrika gibt es das noch. Die Gemeinschaft formuliert die Werte. Wer dagegen verstößt, der schämt sich, nicht weil er jmd verletzt hat, sondern gegen den Konsens verstoßen. Wir kennen das noch von früher bei uns. Ein Kind hatte seine Hausaufgaben nicht gemacht oder gelogen: „Schäm dich, in die Ecke“.
Man kann an Scham und Schuld den Wandel in unserer Gesellschaft beschreiben. Keine Gemeinschaft, die auf die gemeinsamen Werte achtet, sind wir mehr. Nein: Eine Ich-Gesellschaft, die nach der persönlichen Schuld sucht. Wenn irgendwo was passiert, ein Zugunglück, ein Bergunglück, dann wird gefragt. Wer hat das zu verantworten? Wer ist schuld? Und die Boulevardpresse fällt über sie her. Darum schämen sich Politiker nicht. Leider.
Sigmund Freud, der große Erforscher der menschlichen Seele, sagt: Scham ist ein verdrängter Vorwurf. Also, ich bin schuldig geworden, ich höre den Vorwurf und verdränge ihn in die Scham. Also Scham kommt aus der Schuld.
Wie auch immer: Es ist schwer, mit der Scham umzugehen. Wann hast du dich das letzte Mal geschämt?
Ich persönlich habe im Zusammenhang meiner Scheidung schwer damit gekämpft. Die Schuldfrage ist sehr komplex in einer Beziehung. Ich habe mich geschämt. Mein Maßstab war, ein verlässlicher Ehemann zu sein, eine gute Ehe zu führen, bis dass der Tod euch scheidet. Ich bin an meinen eigenen Maßstäben gescheitert. Ich habe mich geschämt. Das ist der Innenaspekt der Scham.
Schuld wird verziehen dem, der darum bittet. Gott vergibt. Der Umgang mit Schuld ist klar und einfach. Mit der Scham ist das schwerer. Wo lasse ich sie? Jesus befreit am Ende den Petrus von seiner Scham. „Hast du mich lieb“, fragt er ihn dreimal. „Ja“, sagt Petrus. Und dann wird er mit einem Auftrag los geschickt in die Welt.
Der Trost für Judas ist dargestellt in einem Kapitell in der wunderbaren romanischen Kirche von Vezelay im Burgund. Da ist auf der einen Seite zu sehen, wie Judas sich erhängt, auf der anderen wie ein guter Hirte ihn auf den Schultern trägt, ihn wie ein verlorenes Schaf nach Hause bringt.
Denn ohne Judas kein Heil in dieser Welt. Wenn Petrus heilig gesprochen ist, so sollte Judas mindestens selig gesprochen werden.
Gottesdienst "Scham oder Schuld" vom 21. Februar 2021 in der Klosterkirche Nikolausberg
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Inspiriert durch den Refrain eines alten Pfadfinderliedes entwickelte die Kanzlei des Landesbischofs Ralf Meister die Idee, 10.000 Kerzen für die Osternacht zu beschaffen und zu je 100 an interessierte Kirchengemeinden als Zeichen der Verbundenheit auszugeben. Kaum war die Idee umgesetzt, da musste die Ausschreibung auch schon wieder gestoppt werden. In kürzester Zeit meldeten sich 250 interessierte Kirchengemeinden. Dank einer spontanen Meldung hatte unsere Kirchengemeinde das Glück, berücksichtigt zu werden. Landesbischof Ralf Meister persönlich überbrachte zwei Pakete der Osterkerzen am Freitagabend 19.02.2021. In der Osternacht werden sie den Gottesdienstbesucher*innen ausgegeben werden. Ulrich Hundertmark
In diesen Wochen sterben in Deutschland täglich hunderte Menschen in Folge der Corona-Pandemie. In diesen dunklen Stunden möchten wir einen Weg aufzeigen, wie die Menschen ihre Trauer und ihr Mitgefühl ausdrücken können. Deshalb rufen wir gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zur Aktion #lichtfenster auf.
Stellen Sie an jedem Freitag bei Einbruch der Dämmerung ein Licht gut sichtbar in ein Fenster als Zeichen des Mitgefühls: in der Trauer um die Verstorbenen, in der Sorge um diejenigen, die um ihr Leben kämpfen, Mitgefühl mit den Angehörigen der Kranken und Toten.
Das Licht leuchtet Ihnen in Ihrer Wohnung aber auch Ihren Nachbarn und den Menschen auf der Straße. Es soll ein Zeichen der Solidarität in dieser doppelt dunklen Jahreszeit sein: Ich fühle mit Dir! Meine Gedanken sind bei Dir!
Unsere Kirchengemeinde beteiligt sich an der Aktion. Wir beleuchten freitags bei Dämmerung unsere Kirche von innen und stellen in das Fenster vom Konferenzraum unseres Gemeindehauses eine Laternen mit brennender Kerze.
... vom 14.2.21 in der Klosterkirche Nikolausberg Superintendent i.R. Behrends
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