...aus dem Evangelium für den Sonntag Judika: Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll euer aller Knecht sein. Markus 10,43-44
Da ist dieser eine Moment. Eigentlich spielt er gern Völkerball. Bloß die paar Minuten hasst er, wenn die Mannschaften gewählt werden. Zwei Mitschüler stehen sich gegenüber. Machen abwechselnd immer einen Schritt aufeinander zu. Tipp, topp. Bis kein Fuß mehr dazwischen passt. Wer den letzten Schritt macht, darf als erster wählen. Einer nach dem Anderen wird aufgerufen, bis die Teams voll sind. Immer ist er einer der Letzten. Ein peinliches Gefühl. Wenn er nicht in der Schule ist, wird ihm das zur Stärke. Im Konfi-Team. In der Jugendarbeit. Er hat die Übriggebliebenen im Blick, die nicht leicht ein Team finden. Die Unauffälligen. Die weniger Beliebten. Die ohne Glamour. Er sieht sie. Bietet sich an. Fragt nach, was sie denken. Traut ihnen etwas zu. Und doch - manchmal stellt sich das peinliche Gefühl wieder ein. Wenn die Aufgaben verteilt werden. Wer mit wem etwas macht. Er ist unentschlossen. Bleibt zurück. Kriegt Angst. Wird jemand mich auswählen, wird einer mit mir in einem Team spielen wollen?
Jakob und Johannes, die beiden Brüder aus dem Team von Jesus, sind anders unterwegs. Eher die Anführer-Typen. Die, tipp-topp, aufeinander zugehen und sich ihr Wunschteam zusammenstellen. In dem Fall, von dem Markus erzählt, wollen sie die eigenen Plätze klar machen. Eigentlich machen sie es genau richtig. Beneidenswert selbstbewusst. Sie sind auf dem Weg nach Jerusalem. Jesus redet vom Abschied. Von seinem Tod. Und vom Wiedersehen im Himmel, in Gottes Herrlichkeit. Jakob und Johannes sorgen für sich. Sie wissen, was ihnen zusteht, kennen ihre Position. Meister, sagen sie, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich jetzt bitten. Was, fragt Jesus. Gib uns, sagen sie, dass wir direkt neben dir sitzen in Gottes Herrlichkeit. Einer rechts, einer links von dir.
Das ist nur recht und billig. Sie haben alles aufgegeben, um mit ihm zu gehen. Sie sind Jesus treu geblieben, egal wie unbequem es war. Sie trauen sich zu, für ihren Glauben einzustehen und, wenn es sein muss, auch etwas einzustecken. Sie haben schon manche Feuerprobe bestanden. Jetzt wollen sie sich einen Premium-Platz in der Ewigkeit sichern.
Aber leider. So ist es nicht bei Gott. So ist es bei den Mächtigen der Welt, sagt Jesus. Da sind die Starken oben und die Schwachen unten. In meinem Team ist es anders. Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein. Und wer unter euch der Erste sein will, der soll euer aller Knecht sein. Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Der Menschensohn. In Jesus kreuzen sich Gottes Wege mit unseren. Die ganz unten sind, kommen in den Blick. Die Allerletzten stehen zuoberst auf der Liste. Die sich peinlich fühlen oder beschämt wurden, die außen vor sind. Sie haben allererste Priorität für ihn. Er setzt sein Leben ein für die, die sich selbst schon verloren gegeben haben. Kein Fußbreit passt zwischen Jesus und die, die sonst keiner wählt. Wer seinen Weg mit dem Menschensohn gehen will, soll für die da sein, die ganz unten auf der Liste stehen.
Tipp-topp. Ich gehöre in sein Team. Für heute nehme ich mir vor, mich ganz hinten anzustellen. Und einem oder einer anderen den Vortritt zu lassen. Meinetwegen. Und seinetwegen.