... sind die Themen des Sonntags Jubilate. In diesen Tagen nehmen wir das Austreiben der Natur besonders intensiv wahr. Im Garten zwischen Gemeinde und Diakonie Christophorus ist die Geschichte vom verlorenen Schaf für uns lebendig geworden.
Neben den Predigtgedanken zu Joh15,5 senden wir Ihnen deshalb einen Video-Link zu unserer Familien-Andacht mit Handpuppe Kiki, Rabe Habakuk und vielen Schafen und hoffen, Sie haben daran ebenso viel Freude wie wir. Hier ist er:
Auf der Webseite „Kirche-entdecken.de” können Kinder spielerisch etwas über den christlichen Glauben und andere Religionen erfahren. Die Kirchenelster Kira nimmt die Mädchen und Jungen mit auf eine Entdeckungsreise vom Keller bis zum Dachboden des virtuellen Kirchenraumes. Die evangelische Webseite hat gerade den 1. Preis des Kinder-Online-Preises des MDR-Rundfunkrates gewonnen.
Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. Hesekiel 34,16
In diesen sonderbaren Tagen brauche ich ihn mehr denn je: Den Hirten, der für mich sorgt. Der mich durch die Gefahren führt. Der mich zur Ruhe bringt und mich erfrischt. Der, wenn ich ziellos umherlaufe, nach mir sucht und mich nach Hause bringt.
Misericordias Domini. Der Name des Sonntags bedeutet: Barmherzigkeit Gottes. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“. So endet Psalm 23. Ein Wegweiser für Menschen, die Gott ihren Hirten nennen.
Es gibt auch schlechte Hirten. Der Prophet Hesekiel schreibt davon. Herrscher, die sich nicht um ihr Volk kümmern, sondern nur um ihren eigenen Vorteil. Gott fragt „Sollten die Hirten nicht die Herde weiden?“ und redet gleich weiter: „Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. Das Schwache stärkt ihr nicht und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.“ (Hes34,2-4).
Hirten müssen sich bewähren in der Krise, im Angesicht der Feinde. Ein Minister in Lateinamerika sagt: „Wir sind im Krieg gegen einen unsichtbaren Feind“. Viele Regierungen haben das Militär zur Hilfe gerufen, um die Ausgangssperren während der Epidemie zu überwachen. „In Kriegszeiten haben die Bürger zu gehorchen“. Trotz Militär kommen Bilder von Männern und Frauen in überfüllten Armutsvierteln zu uns. Sie können sich nicht schützen, haben kein sauberes Wasser und für ihre Kinder nichts zu essen.
Unsere Regierung geht besonnen mit unseren Freiheitsrechten um. Aber wo bleiben die Schwachen, die jetzt besonders viel Stärkung brauchen? Sozialforscher sagen, diejenigen die es ohnehin schwer haben, stehen eher nicht im Blick der politischen Entscheidungen. Alte Leute. Alleinerziehende mit geringfügiger Beschäftigung. Menschen ohne Arbeit oder ohne festen Wohnsitz. In der Krise wachsen Ungerechtigkeit und Elend, auch bei uns. Nur wenige stehen dagegen auf.
Hesekiel legt den Finger in die Wunden. Ich lese es und weiß, ich bin selbst verstrickt. Ich esse das Fett und kleide mich mit der Wolle, ohne zu fragen, woher all das kommt. Herrschende werden schuldig und ebenso wir, die wir Gott unsern Hirten nennen. Jetzt kommt er selbst. „Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihnen fordern. Ich will meine Schafe fordern aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen“.
Der Barmherzige setzt die schlechten Hirten ab und zeigt, wie Hirten-Arbeit wirklich geht. Als erstes sucht er die Schafe wieder zusammen. Ein Unwetter hat sie auseinandergetrieben. Oder die Angst. Die kann wie ein wildes Tier sein. Angst kann einen weit wegtreiben vom Hirten. Manche Schafe waren ganz oben unterwegs und haben sich verstiegen. Andere sind verletzt oder krank geworden und zurückgeblieben. Der Hirte geht jedem einzelnen nach. Der steile Weg hält ihn nicht ab. Nicht die ansteckende Krankheit. Nicht das Elend in den Hütten der Armen. Gottes Plan ist: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist“.
Der wahre Hirte sitzt nicht wie ein König in einem Palast. Er ist unterwegs in den Favelas von Rio de Janeiro. Er krempelt die Taschen um und kauft Essen für hungernde Familien. Er steht in der Küche und kocht für die Obdachlosen. Er räumt den Kindergarten um und stellt eine Mitmach-Kiste vor die Tür für die Kinder, die zu Hause bleiben müssen. Er macht mobil gegen die ungleiche Verteilung der finanziellen Hilfen. Er lebt nicht von seinen Schafen. Er setzt sein Leben für sie ein.
Christenmenschen haben in Jesus den guten Hirten erkannt. Er ist den Weg durchs finstre Tal gegangen. Bis zum Tod. Die ihn liebhatten, glaubten, er ist verloren. Aber Gott hat ihn auferweckt. So weckt er uns am Ende auch auf aus dem Tod. Und seine ganze Welt. Bis dahin sind wir mit ihm unterwegs. Als Schaf, als Hirtin oder mal als das eine und mal als das andere. Weil Gott barmherzig ist, werden wir Verlorengegebene wieder aufsuchen, Verirrte willkommen heißen, Verletzte trösten und Schwache unter uns stark machen. Denn wir gehören zu seiner Herde und er ist unser Gott. Amen.
Der vollständige Predigttext aus Perikopenreihe III steht bei Hesekiel 34,1-2.10-16.31
Gott, manchmal verstehe ich dich nicht. Ich frage mich: Hast du mich eigentlich vergessen? Was soll das Ganze hier?
Herr, manchmal verstehen wir dich nicht. Hast du uns vergessen, oder hast du einfach keine Macht? Wir sind doch dein Volk. Israel. Aber jetzt sind wir jahrelang nicht zu Hause gewesen. Wir sind getrennt von unseren Lieben. Wir vermissen unsere Gottesdienste. Alle Hoffnung haben wir auf den fremden König gelegt. Wir dachten, wenn er kommt, können wir endlich wieder unsere Gottesdienste feiern. Aber er macht die anderen Götter groß. Auf allen Straßen wird gefeiert. Was soll das, Herr? Warum machst du nichts? So fragen die Israeliten. Gott antwortet.
Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen?
Jakob, warum sagst du, Israel, warum sprichst du:
Mein Weg ist dem Herrn verborgen, meinem Gott entgeht mein Recht?
Weißt du es nicht, hörst du es nicht?
Der Herr ist ein ewiger Gott. Er wird nicht müde und matt.
Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen.
Aber die dem Herrn vertrauen, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden. (aus Jes 40,26-31)
Du hast gut reden, Gott. Ich werde sehr wohl müde. Kann nicht mehr weiter. Habe keine Kraft mehr. Nicht mal die Kraft, dir mein Leid zu klagen. Dann merke ich nicht, dass es dich gibt. Ich bin stumm und das ist noch schlimmer, als wenn ich klagen könnte. Oder schreien. Weinen. Toben vor Wut.
Es gibt wohl Zeiten, da muss das genügen. Da kann ich nichts weiter als einfach nur da sein. Bloß ich sein. So wie ich jetzt gerade bin. Das muss dir genügen, Gott.
An solchen Tagen merke ich: Eigentlich weiß ich gar nichts. Ich hab nichts zu geben, ich schau auf meine leeren Hände. Du sagst: Guck nach oben! Und ich seh den Himmel und die Sterne, ein Stück von deiner Ewigkeit!
Vielleicht ist das auch ein Gebet. Vor Gott nichts tun. Vielleicht ist das mehr Gebet als wenn ich viele Worte machen würde.
Ich kann mein Herz nicht selbst zur Ruhe bringen. Wenn das einer kann, dann du, Gott. Sogar der Kirchenvater Augustin gibt das zu: „Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in dir“.
Gott sagt: Ich sehe dich, mein Volk Israel. Du hast den Kontakt abgebrochen. Du siehst nicht, wie ich dir helfen kann. Du glaubst, ich kriege nicht mit, wie schlecht es dir geht. Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der Herr ist ein ewiger Gott. Er wird nicht müde und matt. Gott sagt: Ich will euch neue Kraft geben. Vertraut mir!
Konfi-Teamer Aristid: „Was gibt mir Kraft in diesen Tagen?
Für mich ist es ganz eindeutig die Familie, mit der man jetzt einfach mal wieder schön ein bisschen was machen kann. Ob es jetzt Serie gucken ist oder einfach mal ein Spiel spielen.
Und das tägliche Miteinander, das ich jetzt auf den Straßen hier sehe: Dass man einfach aufeinander achtet und miteinander lebt und nicht in seiner eigenen Trance“.
Ulrich Hundertmark: „Ich schöpfe Kraft in dieser Corona-Krise aus dem festen Glauben an die Kraft unseres Herrn, der uns durch die Krise führen möge. Durch die Besonnenheit unserer Regierungen, die wir in den letzten Entscheidungsrunden erfahren durften. Aber auch aus der Entschleunigung unserer Lebensführung. Und nicht zuletzt aus dem sicheren Gespür, dass ich hier nicht allein auf dieser Welt bin, sondern mich in einer großen Gemeinsamkeit mit vielen lieben Menschen in meiner Umgebung weiß“.
Weißt du es denn nicht? Ja, ich weiß, Gott, du gibst mir Kraft. Aber ich vergess es immer wieder. Deshalb steck ich mir jetzt ein altmodisches Taschentuch ein. Wenn ich was Gutes erlebe, das ich nicht vergessen will, mach ich einen Knoten hinein. Am Abend kann ich mich dann nochmal daran erinnern.
Hörst du es denn nicht? Die dem Herrn vertrauen, kriegen neue Kraft, dass sie laufen und nicht matt werden. Wenn nichts mehr geht, ziehich meine Laufschuhe an. Und Musik auf die Ohren. Ich fühle mich wieder voll lebendig. Ich laufe und die Müdigkeit ist weg.
Sie kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler. Auch ein Energy-Drink gibt Kraft. Red Bull soll sogar Flügel verleihen.
Bloß hinterher kommt der Absturz. Alle Energie ist weg und die Müdigkeit umso größer.
Dann lieber bei Gott Kraft tanken.
Birgit Hecke-Behrends: „Was mir Kraft gibt in diesen Tagen? Das brauch ich nicht lange zu überlegen. Das ist unsere Klosterkirche hier oben auf dem Berg. Ich seh sie von weitem, wenn ich auf den Ort zufahre, ich höre sie, wenn sie läutet, und spätestens dann zieht sie mich magisch an. Da muss ich hin. Sie ist der Mittelpunkt - nicht nur des Dorfes. Ich kann mich an ihre Turmseite anlehnen, dann deckt sie mir den Rücken, gibt mir Rückhalt. Mir und schon vielen Menschen vor mir seit vielen hundert Jahren. Was mag sie alles erzählen, was vor mir war und hoffentlich noch lange nach mir?
Ich geh an die Südseite, streiche mit der Hand über den sonnengewärmten Sandstein. Rau und tröstlich. Das tut mir gut - in guten und in traurigen Tagen.“
Ich habe die Musik. Für mich ist sie eine Kraft. Ich spiele ein Lamento. Die Flöte klagt. Dann bin ich befreit.
Ich habe mal gelernt: In der Physik ist Kraft die Einwirkung auf einen Körper. Sie formt oder sie beschleunigt. Ich kann sie nicht sehen. Aber ich spüre: Die Energie des Körpers hat sich verändert.
Ich habe etwas über den Adler gelesen. Ursprünglich stand da „Geier“. Dass sie auffahren mit Flügeln wie Geier. Bevor der Adler zum Wappentier wurde, haben sich Könige mit dem Geier im Siegelring geschmückt. Er galt als Sieger über den Tod. Die dem Herrn vertrauen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Geier.
Wo war ich ganz unten und mir sind Flügel gewachsen?
Marianne Westendorf: „Ich bin wieder hier bei Christophorus, was mein zweites Zuhause ist und was ich sehr entbehrt habe in den letzten Wochen. Ich hab aber immer die Post gelesen ganz in Stille und hab es alles in mich aufgenommen, mitgebetet und mitgesungen. Das hat mir sehr viel gegeben.
Und wenn ich daran denke, was mich aus der Bibel besonders anspricht, dann ist es der Vers ‚Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.‘“
Gebet
Ewiger Gott, du hast alles geschaffen. Den Sternenhimmel, die Berge und das Meer. Du siehst auch mich. Meine Energie. Meine Sehnsucht. Meine Erschöpfung. Lass mich still werden vor dir. Fülle mich mit deiner Kraft. Halt mich fest. Sei da. Amen.
Ein altes Sprichwort sagt: Not lehrt beten. Leider gilt das eher nicht für das Gegenteil: Wohlstand lehrt Dankbarkeit.
Und so verzeichnen die aufmerksamen Beobachter und Statistiker, dass gerade jetzt mehr gebetet wird. Wenn ich aber das Beten so verstehe, dass es „Reden mit Gott“, also Kommunikation im weitesten Sinne ist, dann bin ich sehr froh, dass diese ja eigentlich „uralte“ Kommunikationsschiene sich auch bei all den vielen Kommunikationsformen der neuen Medien behaupten kann.
Und im Gegensatz zu den neuen Medien, wo man möglichst viele „Likes“, „Follower“ oder „Subscriber“ haben muss, um etwas zu gelten oder zu bewegen, verfolgt Gott ein ganz anderes Prinzip: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!Mt18,22.Er braucht keine riesige Fangemeinde, um zu kommen, er freut sich über jeden einzelnen.
Gott sucht unsere Nähe, ohne uns zu bedrängen, Er hält von sich aus Sicherheitsabstand, aber wenn wir IHN einladen, kommt ER gerne zu uns, auch wenn ER uns von unserem bisherigen Lebenslauf her eher fremd ist.
Und ganz ehrlich, sogar mit völlig Unbekannten dürfen wir uns noch mit entsprechendem Sicherheitsabstand zu zweit bewegen und uns sogar austauschen. In den neuen Medien sowieso.
Warum also nicht ganz „altmodisch“ Kontakt mit IHM aufnehmen, in der Stille, beim Lesen einer Andacht, beim gesprochenen Gebet, zu zweit oder am Telefon.
Aber auch zu dritt oder mehreren in der Familie ist vielleicht gerade jetzt ein guter Zeitpunkt,
mal wieder ein kurzes gemeinsames Tischgebet zu sprechen oder beim Gutenachtkuss den Kindern zu erklären, dass auch wir als Eltern jemanden haben, der generationsübergreifend über uns als Seine Kinder wacht und uns in Nöten beisteht und uns tröstet. Und das nicht nur in Zeiten von Corona und anderen Krisen, sondern jeden Tag und jede Nacht in unserem Leben.