„Bekennen“
Was ist das für eine Woche! Ich bin jetzt 47 Jahre Pastor, aber so eine Karwoche habe ich noch nie erlebt.
Keine Andacht in der Kirche mit Petrus, dem Judas-Kuss, kein Jesus im Garten Gethsemane, kein Abendmahl morgen am Gründonnerstag an festlich gedeckten Tischen in der Kirche. Kein Altar mit schwarzem Tuch und schweigender Glocke am Karfreitag und vor allem keine Ostermorgenfeier bei Sonnenaufgang. Kein gemeinsames Osterfrühstück. Auferstehung feiern, neues Leben. Gottesdienste sind verboten. Und dabei leiden so viele Menschen, haben Angst, trauern – weltweit. Und sehnen sich danach, dass das Leben wieder seinen gewohnten Lauf geht. Corona hat die Karwoche im Griff. Die Themen der Woche höre ich noch einmal neu.
Ich denke daran, wie die Mächtigen Jesus verhören. Herodes, Pilatus. Aber er steht da und steht zu seinem Bekenntnis. Er steht zur Wahrheit. Und die Herrschenden, sie suchen falsche Zeugen. Das kommt mir diese Tage bekannt vor. In Wuhan wurden gerade letzte Woche jeden Tag je 500 Tote an 7 Beerdigungsinstitute zur Beisetzung frei gegeben. Die Regierung in Peking sagt, es sind 2.840 an Corona gestorben. Lügen sind das. Es werden fast 50.000 sein. Der amerikanische Präsident Trump verniedlichte lange Zeit die Gefahr. Der türkische Präsident Erdogan verschleiert die Tatsachen. Der russische Präsident Putin ebenso. Merkwürdig, gerade die eitlen Mächtigen, die wie Diktatoren daherkommen, sich als Retter darstellen, sie lügen, sie vertuschen. Da bin ich froh, dass unsere Regierung zur Besonnenheit mahnt, um Einsicht wirbt und nichts beschönigt. Am Ende wird die Wahrheit siegen.
Die Wahrheit wird euch frei machen, sagt Jesus. Wenn man weiß, was los ist, kann man sich vernünftig verhalten und mit anderen solidarisch sein. Eine andere Art von Gottesdienst. Auch wenn wir uns darauf freuen, wenn wir uns wieder in der Klosterkirche versammeln oder in Christophorus, St. Petri, uns sehen, gemeinsam singen und beten.
Heinz Behrends, Superintendent i.R., Nikolausberg