Andacht zum Karsamstag: Grabesruhe (Anne Dill)

Fri, 10 Apr 2020 22:35:21 +0000 von Christian Bode

Still ist es. 

Wenn ich morgens aufwache, dann nicht vom Autolärm wie sonst. 

Wenn ich durch die Stadt gehe, ist es deutlich ruhiger. So als ob eine unsichtbare Glocke über alles gestülpt wäre. Die Geräusche - Lachen, Geplauder, Menschenstimmen - sie sind sehr gedämpft.

Still ist es in vielen Wohnungen. Kinder und Enkel sind nicht da.
 
Still ist es heute am Karsamstag. Heute läutet keine Glocke. In den letzten Tagen habe ich so manches Mal bewusst zugehört. Bin an die Tür gegangen, wenn sie um 18 Uhr den Feierabend eingeläutet haben. 
 
Still ist es damals in Jerusalem. Es ist vorbei. 
Die große Auseinandersetzung. Der Show-Down. 
Doch gewonnen haben die anderen. 
Kein Happy End.
Der Vorhang ist gefallen.
 
Josef von Arimathäa geht zu Pilatus. Bittet ihn um den toten Jesus. Dann legt er ihn eigenhändig in die dunkle Grabhöhle. Eigentlich hat er sie für sich selbst gekauft. Nun liegt hier der König der Juden. So hat er sich jedenfalls genannt.
War er‘s? War er’s nicht? 
Keine Antwort.
 
Die Höhle ist dunkel. 
Kein Lebenszeichen von außen dringt herein. 
Er legt ihn hin. Die rauen Männerhände wickeln den Toten fast liebevoll in die Tücher. Jetzt ist die Arbeit getan. 
 
Josef wendet sich zum Gehen. 
Am Eingang dreht er sich noch einmal um. 
Seine Tränen sind versiegt. 
Es ist still.
 
 
Dann ist er draußen. Er schiebt den großen Stein mit aller Macht vors Grab. Vor den Tod. Vor die Dunkelheit.
Jetzt ist wirklich nichts mehr zu tun. 
Josef geht.
 
Still ist es im Grab. 
Durch einen Spalt fällt ein schwacher Lichtstrahl. 
 
Von außen ist nichts zu sehen.
 
 
Den Predigttext für Karsamstag können Sie bei Matthäus 27,57-61 nachlesen.
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