Impuls vom regionalen Abendgottesdienst am 6. September 2020 in Christophorus

Fri, 11 Sep 2020 14:27:06 +0000 von Anna Kiefner

© Anna Kiefner
Das sind doch nichts als leere Worte! Du musst deinen Worten Taten folgen lassen, sonst bist du unglaubwürdig!
Was wir Menschen sagen und was wir Menschen tun, sind ganz oft zwei verschiedene Dinge. Sehr genau lässt sich dieses Phänomen am Anfang eines jeden neuen Jahres beobachten. Die guten Vorsätze sind groß und vor allem sind es meist viele, die auf Umsetzung warten. Bei mir warten sie häufig sehr lange auf ihre Umsetzung - diese guten Vorsätze.
Wie sieht das bei Ihnen aus? Warten die Vorsätze auch noch? Wenn ja, ist das nächste neue Jahr nicht mehr so weit entfernt und wir könnten unsere alten Vorsätze einfach zu unseren neuen Vorsätzen machen.
Aber wie geht es uns selbst damit, wenn unsere Vorsätze, oder unsere Versprechungen an uns und an andere so sehr von unseren Taten abweichen?
Der amerikanische Sozialpsychologe Leon Festinger hat dafür einen Begriff festgelegt: Kognitive Dissonanzen. Er bezeichnete damit all unsere Handlungen, die sich widersprüchlich zu unseren Meinungen und Überzeugungen zeigen. So sperrig sein Begriff auch ist – „kognitive Dissonanzen“ – so treffend ist seine Sperrigkeit für unser Gefühl, das bei einer kognitiven Dissonanz entsteht: Wir sind von etwas überzeugt, erzählen vielleicht sogar voller Freude von unseren Plänen und Zielen und in der Realität stellen wir dann fest, dass es nicht so richtig funktioniert, dass wir unsere Pläne gar nicht umsetzen können, dass wir die hoch gesteckten Ziele nicht erreichen.
So oder so ähnlich muss es bereits den ersten Jüngern Jesu ergangen sein, denn in der Apostelgeschichte erfahren wir davon, dass auch sie nicht alle Aufgaben gleichzeitig erledigen konnten. Die Apostel waren vor allem für das Gebet, also für die Worte zuständig, dabei kamen recht schnell die guten Taten zu kurz. Aber hört selbst (Apg 6,1-7): „In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. Darum, liebe Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia. Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf. Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.“ Aus der Geschichte erfahren wir, dass die Apostel einige ihrer wichtigsten Aufgaben an geeignete Menschen abgeben. Stephanus, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus waren also die ersten Christen, die diakonisch tätig waren. Sie zeigten durch Taten der Liebe - wie das Versorgen der bedürftigen Witwen mit Essen - dass die Worte der Apostel nicht nur leere Worte waren. Neben den Worten stehen die Taten und somit konnten sich die Apostel wieder auf ihre Gebete und Worte besinnen und wussten, dass die Taten nicht ausblieben.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Geschichte sehr erleichternd finde. Sie zeigt mir, dass schon von Beginn an die Aufgaben untereinander verteilt wurden. Der eine war für das Zuhören und Beten zuständig, der andere für die ganz praktische Hilfe durch die Versorgung mit Lebensmitteln. Keine musste alles alleine bewerkstelligen. Jede war mit ihren Gaben gerne gesehen und jeder wurde mit seinen Aufgaben und Begabungen willkommen geheißen.
Lässt sich diese biblische Geschichte evtl. auch auf unsere "kognitiven Dissonanzen" übertragen?
Ich denke irgendwie schon. Denn wir dürfen auch mit unseren großen Aufgaben und Zielen gnädig umgehen. Vielleicht manchmal weniger versprechen, dafür mehr handeln, dabei aber ganz bewusst auf unsere Möglichkeiten schauen und vor allem andere mit einbeziehen. Jede nach ihren Gaben und jeder mit seiner Begabung.
Wann haben Sie zuletzt etwas mit jemand anderem zusammen geschafft? Gibt es Ziele und Aufgaben, die Sie in Zukunft lieber zusammen angehen sollten?
Fest steht, dass einer bzw. eine bei all unseren Vorhaben an unserer Seite ist und das ist Gott, seine heilige Geistkraft schenkt uns Mut und Zuversicht. Sein Sohn, Jesus Christus, hat uns gezeigt, dass wir Menschen sind und Fehler machen. Doch Gott ist genauso derjenige, der uns mit unseren Gaben und Begabungen geschaffen hat. Gott sieht uns so an, wie wir einst sein werden und er legt seinen Segen auf unser Tun und auf unser Wort - mit all den "kognitiven Dissonanzen" - aber mit der Beruhigung, dass wir damit umgehen lernen und dass wir es schaffen, unter seinem Segen seine Taten und Worte zu tun.

Amen.

Der Impuls vom 6.9. zum Nachhören

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