Gottesdienst in Nikolausberg am 17. Mai 2020 10 Uhr Sonntag Rogate (Heinz Behrends)

Sat, 16 May 2020 15:44:54 +0000 von Christian Bode

Einstimmung

Da sind wir wieder in unserer Klosterkirche. Der erste Gottesdienst seit dem 12. Januar ist das heute in unserer Klosterkirche. Zuerst hat uns die kaputte Heizung den Gottesdienst hier verhindert, dann die Umsicht in der Corona-Pandemie. Wir achten auf den Abstand, die Stühle sind entsprechende gestellt, wir singen nicht laut, wir gehen hinaus, wo wir nicht reingekommen sind. Wir tragen Masken. Seit dem Theater im antiken Griechenland tragen Schauspieler Masken, um ihre Gefühle besser ausdrücken zu können, was die eigenen Gesichtszüge nicht ausreichend vermögen. Das Theater im alten Rom übernahm die Tradition. Maske im lateinischen heißt Person. Wir sind Person, wenn wir unsere Gefühle ausdrücken. Insofern drücken die Masken, die Sie heute in unserem Gottesdienst tragen, unsere Gefühle gut aus. Fremd ist uns das alles. Ungewohnt, Gewöhnungsbedürftig. Wir tragen sie aus Vernunft. Zu schützen die anderen. Solidarität, Nächstenliebe. So sprechen wir heute mehr unser Herz an als  dass wir uns  gemeinsam hören. Und wir nehmen in unseren Gottesdienst hinein alle, die jetzt zu Hause mit uns feiern. Gemeinsam danken wir dem Kirchenvorstand, dass er den Gottesdienst ermöglicht, das kostete viel Vor- und Nacharbeit! Wir danken der Familie Weinrich für die Musik.
So feiern wir denn frohgemut im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
 
Lied   EG  99     Christ ist erstanden

Christ ist erstanden
 von der Marter allen.
 Des sollen wir alle froh sein,
 Christ will unser Trost sein.
 Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden,
 die Welt, die wär vergangen,
 seit daß er erstanden ist,
 so loben wir den Herrn Jesu Christ.
 Kyrieleis.
 
Wir beten Psalm 23  (ich spreche und Sie sprechen innerlich mit)

Der HERR ist mein Hirte,
 mir wird nichts mangeln.
 Er weidet mich auf einer grünen Aue
 und führet mich zum frischen Wasser.
 Er erquicket meine Seele.
 Er führet mich auf rechter Straße
 um seines Namens willen.
 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
 fürchte ich kein Unglück;
 denn du bist bei mir,
 dein Stecken und Stab trösten mich.
 Du bereitest vor mir einen Tisch
 im Angesicht meiner Feinde.
 Du salbest mein Haupt mit Öl
 und schenkest mir voll ein.
 Gutes und Barmherzigkeit
 werden mir folgen mein Leben lang,
 und ich werde bleiben
Im Hause des Herrn immerdar.
 
Kyrie

Gott, du Schöpfer allen Lebens, wir klagen Dir unsere Sorgen um die Zukunft. Wir sind verunsichert, wir brauchen Gewißheit. Darum rufen wir zu Dir: Kyrie eleison
Jesus Christus, Du Heiland und Helfer, wir klagen Dir unsere Ängste, wir brauchen Heilung. Darum rufen wir zu Dir: Christe eleison
Heiliger Geist, du Tröster, wir klagen Dir unsere Verzagtheit, unseren Verzicht auf Kontakt, auf Umarmung, um Gemeinschaft. Wir rufen zu Dir: Kyrie eleison

Gloria

In allem setzen wir auf. Du hälst die Welt in Deiner Hand und läßt sie nicht los. Darum loben wir dich und summen Dir: Allein Gott in der Höh‘.
 
Lesung    Mt 6,5-15
 
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.  6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.  7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.  8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.  9 Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.  10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.  11 Unser tägliches Brot gib uns heute.  12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.  13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]  14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.  15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
 
Lied 361,  1-3  Befiehl du deine Wege
 
1) Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann. 
  
2) Dem Herren musst du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen:
es muss erbeten sein. 
  
3) Dein ewge Treu und Gnade,
o Vater, weiß und sieht,
was gut sei oder schade
dem sterblichen Geblüt;
und was du dann erlesen,
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt. 
 
Predigt über Mt 6, 5-15
 
Die Eltern streiten sich heftig. Lotte und Luise, das doppelte Lottchen, knien vor der Tür und schauen durchs Schlüsselloch. Angst erfasst sie. Werden die Eltern sich jetzt trennen? Wo bleiben wir dann? Ihre Herzen beben. Sie haben keine bessere Idee als zu beten. Aber was sollen sie beten? Am besten das, was sie gut kennen. Also sprechen sie gemeinsam: „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne, was du uns bescheret hast“.
Ihr größter Wunsch ist, dass die Familie zusammenbleibt.

Im Beten drücken wir unsere Lebenswünsche aus.

Mutter betet mit Anna, als sie sie zu Bett bringt. Anna schläft zufrieden ein. Mutter hat für sie gesorgt. Und Mutter weiß, sie übergibt ihr Kind in eine andere Macht, in Gottes Hand. Sie kann sie aus eigener Kraft nicht vor dem plötzlichen Kindstod, vor bösen Träumen bewahren. Behüte Du, Gott meine Anna. Ein Lebenswunsch. Beten ist einüben in unsere Lebenswünsche.
 
Elementare Lebenswünsche. Dass ein Kind behütet aufwächst. Dass Corona nicht mein Leben bedroht und das meiner Lieben.
Die Wünsche wollen raus, wollen ausgesprochen werden. Der erste Schrei des Neugeborenen ist ein Schrei ins Leben, das „Ach“ des Traurigen, das „Oah“ des Belasteten sind die kürzesten Gebete.
Oder ich finde Worte, Sätze. Ich formuliere. „Lass den Kelch an mir vorüberziehen“. „Lass es gut gehen“. Ich höre mich sprechen, ich sage es immer wieder. Das ist kein Schwätzen, Das geschieht auch nicht auf den Plätzen der Stadt. Wenn es ums Ganze geht, dann verstummt das Schwatzen und Schwadronieren.
Ich habe meine Wünsche und übe mich im Gebet ein in die Wirklichkeit.
Ich will mich nicht abfinden mit dem, was ist. Ich will mehr, ich bin noch nicht fertig. Da spricht ein leidenschaftliches Herz. Wer betet, will leben, zeigt, dass er lebt.
Wer betet, weiß, dass er bedürftig ist. Was ich nicht machen kann.
Was kann ich tun, damit das täglich Brot auf meinem Tisch ist? Nichts.
Was kann ich tun, dass ich ohne Schuld bleibe? Nichts.
Was kann ich tun, damit ich nicht in Versuchung komme? Nichts.
 
Darum die Bitten des Vater unser. Meine vor Gott ausgesprochenen Wünsche werden zum Gebet. Das geschieht ganz ungekünstelt. Fast naiv wie Jesus es tat. Er hat damals nicht viel anders gebetet als seine Leute. Nur: Die Anrede, die ist neu. Abba, Papa. Nicht: Vater.
 
Wie heute Anna ihre Großmutter bitten kann. „Großmama, lies mir bitte was vor“.
Da passiert auf dem Weg vom Wünschen zum Bitten etwas. Das Wünschen und bitten führt in eine enge Beziehung.
 
Der Beter bewegt sich zu Gott hin. Auf der Seite Gottes ist das schon immer klar gewesen. „Euer Vater weiß, was Ihr braucht“. Es geht beim Beten nicht um Gott, sondern um Dich, Deine Veränderung. Deine Bedürftigkeit, Deine Demut, Deine Dankbarkeit.
Du fängst an, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen.
„Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.“ Wenn das alles geschieht, dann ist es gut.
Meine Machtansprüche sind überwunden und in Gottes Hand gelegt.
Und dann bete ich auch nicht für etwas, was Menschen tun müssen.
„Bitte, Gott, lass den Krieg aufhören“. Nein, Krieg beenden müssen Menschen.
„Bitte, Gott, lass den Virus verschwinden“. Nein, der Schöpfer allen Lebens hat die Verirrung von Zellen und den Virus mitgeschaffen.
Unser Bitten muss sein: Gib den Forschenden klaren Verstand und Wissen für einen Impfstoff. Lass uns in Umsicht mit dem Virus leben“.
Wenn ich bete, dann komme ich von mir selber los. Das ist Glück. Darum beschreibt Dorothee Sölle Jesus als den glücklichsten Menschen der Geschichte. Wenn ich nicht mehr um mich selber kreise. Wenn ich liebe.
Dann öffne ich mich auch für die Bitte für andere. Aber das wäre heute ein neues Thema. 
Es braucht nicht viele Worte.
Vater unser. Anrede. Papa. Sieben Bitten.  Ein Lob am Ende.
Darum beten wir das Vater unser so oft. Wenn uns Worte fehlen, wenn wir gemeinsam sprechen wollen. Das haben wir zur Hand. So wie das Doppelte Lottchen das Tischgebet. „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne, was du uns bescheret hast“. AMEN
 
Musik
 
Fürbitte
Gott Vater, Du Schöpfer allen Lebens. Wir danken Dir. DU hast uns geschaffen.
Die Welt stöhnt unter der Last der Pandemie. Wir bitten Dich. Setze alle Kräfte frei in den Köpfen der Wissenschaft, segne allen Austausch der Kenntnisse unter ihnen. Wir bitten 
Christus, du Menschensohn, gekreuzigt und auferstanden, damit wir leben. Wir bitten Dich um Kraft, die in diesen Wochen besonders gefordert sind, zu helfen in den Krankenhäusern, den Altenheimen, in den Häusern, auf den Straßen. Lass Sie nicht müde werden in ihrem kostbaren Dienst.
Heiliger Geist, du heilende Kraft, wir danken Dir für Deine Energie, die du frei setzt unter uns. Wir bitten Dich: Tröste alle, die sich sehnen nach Berührung, nach einem guten Wort.
 Dreieiniger Gott, wir bitten Dich für uns: Bewahre uns. Gibt uns Kraft für jede Situation, in die du uns jetzt stellst.
Wir bitten dich für uns und für alle mit den Worten Deines Sohnes Jesus Christus:
Vater unser
 
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Her lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.  Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
 
Musik
 
Heinz Behrends  Superintendent i.R.Nikolausberg
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